Montag, 4. April 2011

Ursachen für die Gründungswelle der Städte seit dem 11. Jahrhundert

  • Bevölkerungswachstum auf Grund der Klimaerwärmung und besserer finanzieller Lage
  • günstige Verkehrslagen
  • neue Erfindungen in der Landwirtschaft (Pflug, Egge,...)
  • Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land

Beginnt mit dem Aufstieg der Stadt ein bürgerliches Zeitalter?

Nein, die Bürger hatten zwar politisches Mitbestimmungsrecht, allerdings nutzte ihnen das nicht besonders viel, da ihre Stimme minderwertig im Gegensatz zu der der Reichen und Adeligen war. Auch herrschten in den mittelalterlichen Städten noch keine Grund- und Menschenrechte.

Warum wird die Stadt als modernes Element des Mittelalters bezeichnet?

  • Ansätze von Arbeitsteilungen
  • keine Leibeigenschaft mehr
  • Beginn städtischer Selbstverwaltung
  • grenzübergreifende Handelsbeziehungen
  • Förderung der Bildung und Wissenschaft (Gründung von Universitäten etc.)
  • Zünfte (qualitätssichernde Regelungen)

Kennzeichen einer mittelalterlichen Stadt

  • alle Häuser befinden sich innerhalb der Stadtmauer
  • enge Straßen
  • dichte Anordnung der Häuser
  • nur wenige Bauern
  • jede Stadt hatte ihr eigenes Gericht und ihre eigene Verwaltung
  • Bürger waren frei (keine Frondienste, keine Genehmigung für Hochzeit, Besitzverkauf und Umzug nötig,...)
  • durch soziale und berufliche Differenzierung entstanden diverse Stadtviertel
  • Menschen arbeiteten und wohnten im selben Haus

Vielfalt der mittelalterlichen Städte im deutschen Reich

  • Unterscheidung zwischen Klein-, Mittel-, Groß- und Weltstädten
  • Unterschiede in der Entstehung (gewachsene Städte oder Gründungsstädte)
  • verschiedene wirtschaftliche Schwerpunkte (Handels-, Handwerks-, Gewerbe- oder Ackerbürgerstädte)
  • gesellschaftlicher Rang des Stadtherrn: Städte eines Landherrn oder des Kaisers, Bischofsstädte

"Stadtluft macht frei"


Wenn ein Bauer im Mittelalter beispielsweise zu wenig Geld für Nahrung hatte, musste er sein Land abgeben. Dadurch wurde er zum Unfreien, oder auch Grundholde. Der Grundherr, der nun das Recht über den jeweiligen Unfreien hatte und über sein Land verfügte, musste für den Schutz der betroffenen Familie sorgen. Im Gegenzug dazu mussten die Bauern Abgaben und Dienste (= Fron) an den Grundherrn leisten.

Es gab drei Möglichkeiten, seine Freiheit  wieder zurückzugewinnen. Entweder der Bauer  kaufte das Grundstück wieder zurück, wofür ihm aber üblicherweise das Geld fehlte. Der Grundherr konnte dem Bauern seinen Besitz auch schenken, was aber ebenfalls nicht üblich war. Also blieb ihm die Chance, in die Stadt zu ziehen.

Wenn der Grundherr den Unfreien nach einem Jahr und einem Tag (= 366 Tage) nicht fand, hatte er keinerlei Rechte mehr, den Bauern zurückzufordern.
Dies war allerdings nicht ganz so einfach, da der Unfreie in dieser Zeit in der anerkannten Stadt einen Haushaltsbetrieb, ein Geschäft oder einen Hausstand vorzuweisen hatte. Dazu musste er noch in der Lage sein, die Aufnahmegebühr zu bezahlen.

Danach war er wieder ein freier Mann und der Grundherr hatte keine Rechte mehr, über ihn zu bestimmen. Er musste als Stadtbewohner keine Frondienste mehr leisten, durfte vor kein fremdes Gericht gezogen werden, seinen Wohnsitz beliebig wechseln, heiraten…

Städtische Selbstverwaltung

Im 11. Jahrhundert begannen das Königtum, geistliche und weltliche  Herrscher neue Städte zu gründen oder bereits bestehenden Orten städtische Rechte zu verleihen. Die Entwicklung der städtischen Selbstverwaltung war nicht in allen Städten gleich, allgemein lässt sich aber folgendes sagen:

Im 11. Jahrhundert wurde die Stadt noch durch einen Stadtherrn verwaltet. Zur Hilfe  setzte er Beamte, Vogte und Burggrafen ein, welche im Namen der Stadt und des Stadtherrn verwalten sollten. Den Stadtbewohnern wurden keinerlei  Rechte zugesprochen. Als Stadtbewohner durften sich alle bezeichnen, wenn sie in der Stadt wohnten, egal ob Kaufmann, Handwerker oder Tagelöhner. 

Im 12. Jahrhundert hatten die Stadtbewohner immer noch kein Recht zu wählen, dieses wurde nur den reichen Einwohnern (= Patrizier) zugesprochen. Sie wählten die Ratsherrn, welche wiederum einen Mann aus ihren Reihen wählten, der das Amt des Bürgermeisters ausüben durfte. Zusammen mit den Ratsherrn bestimmte der Bürgermeister über Steuern, Zoll, Gericht usw. Nur noch Patrizier galten als wahre Stadtbewohner.

Im 14. Jahrhundert hatte sich die städtische Selbstverwaltung insofern geändert, dass nicht nur die Patrizier, sondern auch die Zunftmitglieder wahlberechtigt waren.
Alle auszuübenden Ämter wahren ehrenamtlich, was ein gewisses Vermögen voraussetzte. Die mittlere und untere Schicht hatte immer noch kein Wahlrecht. Dieses blieb den Patriziern und den Zunftmitgliedern vorbehalten.



Aufbau einer mittelalterlichen Stadt

     
  • Rathaus (1)
  • große Kirche im Mittelpunkt (2)
  • Marktplatz (3) mit Brunnen (4)
  • Zeughaus (5)
  • Mauer (6) mit Stadttoren (7)
  • Friedhof (8)
  • Galgenberg (9)
  • manchmal auch Klöster (Bildungszentrum)
  • Häuser aus Holz
  • gepflasterte Straßen (gekrümmt, damit es nicht so zugig war) => fördert Handel, vereinfacht Transport

Baustile der Romantik und der Gotik

Romantik (9. bis 12. Jahrhundert):
  • Rundbögen (Fenster, Tore)
  • klare, geometrisch geformte Strukturen
  • massig, schwer, blockhaft, wuchtig, massiv, protzig
  • Überwölbungen großer Raumweiten
  • kleine Fenster
  • tief gebaut

Gotik (12. bis 15. Jahrhundert):
  • Spitzbögen
  • Verzierungen an Wänden
  • schlicht
  • Höhensteigerung
  • Gewölbeformen
  • große, farbige Fenster
  • hoch gebaut
  • viele Sützbögen
  • lichtdurchflutet

Die Schichten des Mittelalters


Die erste Unterscheidung der verschiedenen Schichten im Mittelalter erfolgte nach Bürgern und Nichtbürgern.
Die Bürger konnten die Freiheit genießen, die die Stadt so mit sich trug, sie mussten aber in Kriegszeiten die Wehrpflicht leisten. Sie waren ebensfalls dazu verpflichtet Steuern zu zahlen.
Die Nichtbürger waren nicht in der Lage, die Aufnahmegebühr zu bezahlen und sie hatten kein politisches Mitbestimmungsrecht. Sie mussten aber ebenso Wehrdienst leisten.
Weiterhin erfolgte eine Einteilung nach sozialen Gesichtspunkten.
Die Patrizier bildeten die höchste, aber auch geringste Gruppe. Sie bestand aus Adeligen, Geistlichen, Groß- und Fernkaufleuten und Grundbesitzern. Nur sie konnten ihr politisches Einflussrecht auch geltend machen.
Danach kamen die Bürger. Dazu zählten Handwerker, Bauern, Maler, Apotheker usw.
Fast die Hälfte der Einwohner zählten zu der Unterschicht. Diese reichten von einfachen Leuten bis hin zu Bettlern. Tagelöhner, Handwerksgehilfen und Seeleute zählten ebenfalls dazu.
Es gab auch noch Randgruppen, zu denen beispielsweise Juden, Dirnen, Totengräber, Henker usw. gehörten. Sie standen auf Grund ihrer Religion oder ihres Berufes am Rande der Gesellschaft.

Lebensverhältnisse in mittelalterlichen Städten

  • Unterschiede zwischen gut ausgestatteten Bürgerhäusern der Reichen und Häuser der Unterschicht gut erkennbar => getrennte Viertel oder Straßenzüge
  • Müll und Abwasser auf den Straßen => Ratten (Krankheitsüberträger)
  • Reiche sicherten ihre Häuser mit Eisenketten aus Angst vor Einbrechern etc.
  • Menschen ohne Bürgerrechte